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Kambodscha Tagebuch |
14. Januar 2007
Die Silvesterparty am nächsten Abend wollten wir vermeiden, im letzten Jahr war es zu einer Schießerei gekommen. Deshalb war eine Silvesterparty in diesem Jahr offiziell verboten worden, zumindest ging so das Gerücht. Die Kambodschaner hielten sich nicht daran und auch Exparts mit ihren Familien in Minbusen und mit allem ausgerüstet was eine Party braucht, erreichten das Plateau als wir ins Tal fuhren. Wir hatten unseren eigenen DJ und ein Haus am Kampong Bay Fluss. Wir könnten in das neue Jahr hinein schwimmen, in die Schwärze des Flusses tauchen und von der Flussmitte aus auf die bunten Lichter am Ufer blicken und das unbeschwerte Stimmenkonzert „unserer Silvesterparty“ auf uns wirken lassen. So ähnlich haben wir dann auch unser Silvester verbracht … 22. Januar 2007
29. Januar 2007
Sie geht aufrecht und verdient ihr eigenes Geld.
31. Januar 2007
500.000 angemeldete Mopeds gibt es in Phnom Penh. Dem gegenüber stehen 2.000 Führerscheine. Fahrrad fahren gilt als verpönt, wer kann fährt motorisiert. Das fehlen einer Fahrerlaubnis bedeutet nicht dass die Fahrer ihr Fahrzeuge nicht beherrschen, es bedeutet lediglich das sie die Regeln nicht kennen. Vorfahrt innerhalb des Kreisverkehres, rechts vor links, um nur einige zu nennen, ist den Fahrern fremd.
In Kambodscha wird ein Moped schnell zum Kleintransporter. Da wird angebaut und umgebaut, geschweißt oder nur vorübergehend zum leichten Abbau. Da gibt es Busanhänger - ein Holzkarren mit Sitzbänken, auf denen bis zu 30 Passagiere sitzen können, das Zugmittel ist ein Motorrad.
Um Erfindungen ganz anderer Art geht es bei der Reyum Ausstellung nahe des National Museums. Plastikflaschen zu Mangopflückern umgebaut, kunstvolle Fahnen aus Stoffresten für die Pagoden, Windspiele aus Getränkedosen - dagegen wirken die Schuhe aus Autoreifen wie ein alter Hut.
02. Februar 2007
Im Jahre 2002 begann ich eine Postkarten Serie an meine Nichte in Deutschland. Die Serie heißt: „Kinder in Laos“ und die Postkarten werden seit dem fortlaufend nummeriert. Inzwischen lebe ich nicht mehr in Laos und die Kinder in Laos Postkarten kommen aus Kambodscha. Gestern schrieb ich die 88. Postkarte nach Bad Godesberg. Immer noch sind es Postkarten aus Laos, die 2005 in meinem Gepäck mit nach Kambodscha reisten und dank Klaus, habe ich nun genügend Postkarten um die Hundert voll zu machen. Mein Postkarten Vorrat schwand und er brachte mir im Dezember neue Postkarten aus Laos mit. Das Mädchen auf dem Foto ließ sich von mir in Takeo fotografieren. 07. Februar 2007
Schon lange habe ich keine Postkarte mehr geschrieben und die “Kinder in Kambodscha” Postkarten Serie ist so gut angekommen, dass ich mich wieder an die Postkarte vom Hotel Cambodiana in Phnom Penh erinnert habe, die ich meinen Lesern schon so lange schreiben wollte… Gestern Abend waren Annette und ich bei der Fotografin Doris Böttcher, wir haben ihre Bilder und das Gespräch mit ihr sehr genossen. Zur Zeit bereitete sie eine Ausstellung ihrer Fotos in Siem Reap vor.
12. Feburar 2007
Montagmorgen in Phnom Penh – Drei Geschäftsleute haben eine Privataudienz beim Abt. Nach Landessitte ziehen sie ihre Schuhe vor der Schwelle aus, bevor sie die Empfangshalle des Abtes betreten. Zwei junge Mönche schließen die großen Flügeltüren geräuschlos aber endgültig, die Welt wir ausgeschlossen. Zurück bleiben die Schuhe mit den schwarzen Socken – Sitte aus einem anderen Land. 14. Februar 2007
Der schwarze Hummer ist verkauft, für 116.000 Euro.
Phnom Penh streckt sich.
Sie leben auf der Straße. Viele von ihnen sind aus den Provinzen gekommen um zu betteln oder in der Hoffnung Arbeit zu finden. Für sie ist Phnom Penh Hoffnung, die schnell endet. Zurück bleibt, wer nicht mehr zurück kann.
Auch die Motodupfahrer, die einen für einen Dollar überallhin fahren, müssen mal und tun es an Haus- und Tempelmauern, Grünstreifen und den Seitenstrassen rund um das Nationalmuseum – kurz überall, so unauffällig es eben geht. Auch der Fahrer des großen Mannes verspürt zwischen den Fahrten vom Friseur (die Ehefrau), zur Schule (das Kind) und den großen Mann von Meeting A zu Meeting B fahrend ein Bedürfnis – und tut es, während er wieder einmal wartet. Einen Hummer fährt man natürlich selbst! 15. Februar 2007
Die Strecke Sisophon nach Poipet wird wieder hergestellt. Als sich die Khmer Rouge nach 1979 in dieses Gebiet zurückzogen,
zerstörten sie die Verbindung der kambodschanischen Eisenbahn nach Thailand.
16. Februar 2006 42 Kilometer von Phnom Penh an der Nationalstraße Nr. 2, befindet sich der Tempel Ta Phrom, nicht weit vom See (Tonle) Bati entfernt. Er wurde in der Regierungszeit von Jayavarman VII. (1181 - 1218) erbaut.
Samstag, 17. Februar 2007
Unsere Reise nach Kambodscha führte uns zunächst für einige Tage nach Bangkok.
Ein wenig zauderten wir noch, ohne Führerscheine unsere Reise nach Kambodscha fortzusetzen.
Die kambodschanischen Grenzbeamten waren sehr hilfreich, auch wenn sie erst in Phnom Penh anrufen mussten, welche Formalitäten für die Einreise unseres Autos zu treffen seien. Ich durfte die Provinz Koh Kong nicht mit dem Auto verlassen, was ich versprach. So durften wir also erst einmal weiterfahren und ein Hotel suchen.
In Phnom Penh erfuhren wir von Freunden, dass mit Unruhen nach den Präsidentschaftswahlen erst eine Woche nach der Wahl zu rechnen sei und das diese sich höchst wahrscheinlich auf Phnom Penh beschränken würden.
Erwähnen möchte ich nur den Besuch der Tuol Svay Prey High School (Toul Sleng oder S 21).
Wie grausam war es für die Menschen, deren Blut hier verschüttet wurde. Gehalten wie Tiere. Sie konnten sich nicht entziehen, keine Minute.
Wie lang sind ein Tag und eine Nacht, wenn sie in Minuten verstreichen? Wenn man jede einzelne davon fürchten muss, verhört zu werden?
Auf dem Weg nach Siam Reap besuchten wir Entwicklungshelfer des DED, die uns freundlich in ihrem Haus als Gäste begrüßten.
Angkor Wat ist sicher vieler Worte wert, es ist unglaublich und ich hoffe, eines Tages wieder dorthin zurückkehren zu dürfen. Der Luxus, mit dem eigenen Auto in Angkorstadt zu fahren, ist sicher vergänglich. Ich kann mir das Chaos zukünftiger Tage vorstellen, wenn sich Autoschlangen unter ehrenvoll gealterten Bäumen, vorbei an Monumenten vergangener Hochkultur, mühsam voranwälzen. Wir verließen Siam Reap am 21. August 2003. Nach vielen Stunden Autofahrt erreichten wir Bangkok gegen 22 Uhr. Am 23. August gegen Mittag fuhren wir nach Hause. Wir brauchten etwa sieben Stunden von Bangkok bis Vientiane/Laos.
19. Februar 2007 Im Nationalmuseum in Phnom Penh ist das fotografieren der Asstellungsstücke leider verboten. Lediglich im wunderschönen Garten des Museums, der wie ein Juwel von der viereckigen Grundform der Gebäude eingefasst wird, ist das fotografieren erlaubt. Der Ausstellungskatalog des Museums ist vor kurzem neu überarbeitet worden, dennoch sind immer noch nicht alle Ausstellungsstücke darin vertreten.
Der Katalog zur derzeitigen Ausstellung: "Angkor – Göttliches Erbe Kambodschas", die zurzeit in Bonn zu sehen ist, wäre hier in Phnom Penh ein Buch, das ich mehr
als willkommen heißen würde. Zumal ich die Ausstellungsstücke, die jetzt in Bonn sind bereits vermisse wie vertraute Menschen. Ein Wiedersehen mit ihnen wäre sehr schön.
Zitat aus der Rezension von Regina Karolyi bei Amazon:
Dieser Artikel beruht auf dem Katalog "Angkor et dix siècles d'art khmer". Galeries nationales du Grand Palais, Paris, 31. Januar bis 26. Mai 1997;
"Angkor et dix siècles d'art khmer" dokumentierte den tausendjährigen, eigenständigen kulturellen Beitrag Kambodschas zum Welterbe der Menschheit. Seit dem Zweiten Weltkrieg war in Paris keine bedeutende Ausstellung zur Kunst der Khmer mehr organisiert worden. Im Grand Palais wurden erstmals über 110 Skulpturen, Bronzen und Hochreliefs chronologisch geordnet präsentiert, die aus den zwei weltweit bedeutendsten Museen für die Kunst von Angkor stammten:
21. Februar 2007
Diese Mädchen traf ich im Ta Phrom Tempel. Sie beobachteten alles was ich tat sehr genau und mit großer Neugier. Ich war an einem Sonntagnachmittag dort und sie hatten keine Schule. Die Lotusblüten und Räucherstäbchen für diesen Tag hatten sie alle schon an Touristen und Kambodschaner, die die Tempelruine aus der Angkorzeit besuchten, verkauft.
Sonntag den 25. Februar 2007
Häuser und Villen aus den 60er Jahren, inklusive der vom kambodschanischen Star Architekten
Vann Molyvann (* 1926) entworfenen hundert Häuser.
Als die hundert Häuser übergeben wurden, gab es keinen Zaun auf dem Glände und die Bewohner konnten sich zwischen den Grundstücken ungehindert bewegen.
Weiterführende Informationen zu diesen Touren:
Die nächste Tour findet am Sonntag den 25. März statt.
01. März 2007
Ihre Augen blitzen lustig hinter den runden Sonnenbrillengläsern, man sieht ihrem Gesicht an das sie gerne lacht, auch wenn ihr Leben nicht einfach ist.
Chanthorn bevorzugt eine bestimmte Straße in der sie auf ihre Kunden wartet, dort kennen sie ihre Kollegen und haben sie als eine der ihren akzeptiert. Auch in dem kleinen kambodschanischen Restaurant, kennt man sie gut. Hier wird das Essen in gebrannten Tonkübeln zubereitet und das ganze Restaurant ist schwarz vom Feuerrauch vieler Jahre.
Wenn ein Fahrgast sie bittet auf ihn am Ziel zu warten, weil er mit ihr auch wieder zurück fahren will, dann wird Chanthorn von den Motodupfahrern die sie nicht kennen neugierig beobachtet. Sie lassen sich nichts anmerken, dennoch sind sie erstaunt das dies wirklich eine Frau ist die Motodup fährt. In manchen dieser Gesichter ist neben der Neugier aber auch Missbilligung zu lesen.
Ihr zu Hause ist auf der Landzunge zwischen den beiden Flüssen Tonle Basac und Mekong. Einen Laden könnte sie hier nicht aufmachen, zu wenig Kunden. Das ändert sich zwar am Wochenende wenn die Phom Pehner hier ihre Picknicks abhalten und alles in den mobilen Küchen kaufen – die Plätze sind längst vergeben und als Neue kommt man nicht in den Kreis der Händlerinnen. Als sie mit ihrem zweiten Kind schwanger ist verlässt ihr Mann sie.
5. März 2007
Mein Nachbar fährt die fünf Meter von seinem Haus mit dem Moped. Damit der Kleine – gerade 18 Monate alt – Spaß hat. Seine kleinen Ärmchen liegen vorn auf dem Lenker, über dem Tachometer, der wahrscheinlich abgeklemmt ist und sein schwarzes Haar steht kerzengerade nach oben, ein leichter Wind bewegt es. Kein Wunder das schon die Schulkinder der Grundschule motorisiert die kurzen Wege fahren. Sie lernen es mit 18 Monaten, vorne sitzend, die Hände auf dem Lenker und wenn Mama oder Papa es erlauben – und daran denken – darf auch mal geblinkt werden. Papa kauft den billigen klaren Kambodschanischen Reisschnaps, ohne Wurzeln und Kräuter.
6. März 2007
Durch den Moskitodraht weht der Geruch von verbranntem Plastik bis zu mir an den Schreibtisch. Der Standventilator dreht sich langsam hin und her und beschreibt einen Halbkreis. Gegenüber, hinter den Häusern meiner Nachbarn auf der anderen Strassenseite, haben die Schüler Pause und ihre Rufe klingen zu mir hoch. Das Thermometer zeigt 34 Grad, unten auf der kleinen Terrasse.
Seltsam irgendwie erinnert mich das an meine Tante Anna in Deutschland bestimmt füttert sie, wie in jedem Winter, auch in diesem die Vögel.
15. März 2007
Am Mittwoch war der Test positiv.
Morgen müssen wir alle drei wieder zur Blutuntersuchung. 22. März 2007 Die Postkarten für die Gewinner des ersten Phnom Penh Tagebuch Preisausschreibens sind gekauft. Der alte Mann der uns auch sonst meist durch die Stadt fährt, hat Silvan und mich auch diesmal durch die Stadt gefahren. Beinahe eine klassisch schöne Tour.
Die Rue de Pasteur fuhren wir hoch, vorbei an den Gebäuden von UNDP und den Zeitungsständen wo Chea Vichea der Gewerkschaftsführer 2004 erschossen wurde.
Einmal halb um das Unabhängigkeits Denkmal herum, dass hier als Prototyp steht und in jeder Provinzhauptstadt eine Kopie dieses Monuments stehen sollte. Der Sandstein der Phnom Penh Ausgabe des Monuments, stammt aus dem selben Steinbruch wie Angor Wat. Es wurde nach Plänen des kambodschanischen Architekten Vann Molivan gebaut. Mit dem Cyclo durch Phnom Penh fahren um Postkarten zu kaufen, dass ist eine ganz besondere Unternehmung.
Die alte Naga Brücke, die vor dem Wat Phnom über einen Kanal führte, ist wieder aufgebaut und wird eingeweiht. Deshalb konnten wir Gestern nicht auf das Wat Phnom zufahren, sondern fuhren entgegen der Einbahnstrasse an der neuen amerikanischen Botschaft vorbei. Im Sunway Hotel findet eine Tagung der GTZ und der Mekong River Kommission statt, drei Tage, das verkündet ein Banner quer über dem Eingang. Vorbei am Finanzministerium und durch den vernachlässigten Park zur National Bibliothek. Das Gebäude ist auch ohne Park beeindruckend. Aus dem Park wurde ein Parkplatz und Lexus und Co. können ihn einfach nicht ersetzen. Immerhin hat der Wiederaufbau der Naga Brücke über den nicht mehr vorhanden Kanal gezeigt, dass man daran denkt die Stadt zu verschönern. 1964 war Phnom Penh immerhin die Perle Asiens. 14. April 2007
Kambodscha feiert das neue Jahr und wir feiern mit. Es sind Silvestertage, bis einschließlich Montag.
Nein so kann man das nicht sagen. Dies gilt in den Silvestertagen ganz besonders.
Unser Freund der im Supermarkt arbeitet hat zwei Tage frei. Rith kommt aus Takeo und fährt nach Hause um mit seinen Freunden und der Familie zu feiern. Theoretisch hat er Urlaubstage, aber um seinen Silvesterbesuch zu verlängern kann er sie nicht nutzen.
In der Allee mit den uralten Bäumen stehen drei Kinder und werfen kleine glasklare Plastiktüten auf die vorbei fahrenden Autos, sie platzen auf und das glücksbringende Wasser, dass alles Schlechte aus dem alten Jahr abwäscht, läuft die Motorhaube runter und bleibt auf der Straße als kleine Pfütze zurück, im Schatten der Bäume, der sich großzügig über die Hitze legt, wirkt die Pfütze schwarz. Viele Hütten in meiner Straße sind fest verschlossen, kein Waschpulver, Öl, Bonbons, Zigaretten, Haarschampo und Toilettenpapier in kleinen Portionstütchen zu kaufen. Meine Nachbarn haben ihre Läden geschlossen. Sie sind in ihre Heimatprovinzen gefahren um Silvester zu feiern, drei Tage lang. Heute Morgen haben sich Autoschlangen in zwei, drei und wenn nötig auch Viererreihen aus der Stadt gedrängt.
Happy-new-year - Frohes neues Jahr – Sursrei Chnam Thmei - Anzeige von M Phone in The Cambodia Daily 16. April 2007
Seit 6 Uhr 30 kommen die Menschen zum Wat Lanka, eine der vielen Pagoden in Phnom Penh. Sie bringen Speisen, Blumen, Räucherstäbchen und Bündelweise neue knisterte 100 oder 500 Riel Scheine. Sie kommen in Autos oder auf Motorrädern.
Die Mönche tragen was sie immer tragen, ein orangefarbenes Tuch, geschickt zu einem Gewand geformt, das an eine griechische Toga erinnert. Darunter tragen sie einen orange oder rostroten Wams, darin verbirgt sich oft ein Mobiltelefon, in einer kleinen Tasche, die wie für dieses moderne Kommunikationsinstrument wie geschaffen zu sein scheint, gleich neben dem Herzen. Auch ein Kuli und etwas Papier findet sich unter dem Gewand der Mönche. Am Haupteingang sitzen einige Bettlerinnen. Mütter mit Kleinkindern und alte Frauen. Überall Rauch und der aromatische Geruch der Räucherstäbchen. Über allem schwebt der Singsang der Mönche, der von einem der Nebengebäude aus den Lautsprechern kommt und über dem Platz hängt, wie ein einziges langes Gebet von vielen Stimmen gesprochen. Die Kinder vor dem Haupttempel verdienen heute etwas Geld. Sie passen auf die Schuhe derer auf, die in den Tempel gehen und ihre Wünsche und Hoffnungen für das neue Jahr zu Buddha bringen. 100 oder 200 Riel pro Schuhpaar. Die Mutter des Mädchens ist die Frau, die mit einem schlafenden Kleinkind im Arm, zwischen den alten Frauen am Haupttor sitzt. Sie kommt herüber und das Mädchen gibt ihr das Geld das sie bisher verdient hat, stolz darauf so viel zu verdienen und etwas zum Unterhalt der Familie beitragen zu können.
Die großen Festtage sind es auch für die Ärmsten der Armen Kambodschas, an diesen wenigen Tagen im Jahr werden sie nicht übersehen. Ganz besonders gilt dies für das kambodschanische Neujahrsfest, dass Heute zu Ende geht. 22. April 2007
Wir sitzen auf einem Podest, am anderen Ende stehen die kleinen Stupas und Tontöpfe unter Glastürzen, die meist ebenfalls die emporstrebende Stupaform haben. In den Töpfen, das was übrig bleibt von einem Menschen der verbrannt wurde. Über uns befinden sich die Schlafräume der beiden Mönche mit denen ich auf der Matte sitze.
Für das Wohnhaus Nummer 4 ist ein Mönch verantwortlich, der sehr ruhig wirkt. Er rollt die Matten zusammen, die vor dem Podest auf dem wir sitzen liegen. Gegen meinen Besuch im Wohnhaus hat er nichts, er freut sich über mein Hier sein. Eine Schale mit Obst wird vor mich hingestellt und von einem Laden an der Straße kommen vier kleine Wasserflaschen. Ich schäme mich ein bisschen, denn ich weiß dass die Mönche meist nicht viel Geld haben, dass Obst haben Gläubige in die Pagode gebracht und es ist ein Geschenk das sie weiter schenken. Ich trinke eine Flasche Wasser, den ganzen Weg bin ich zu Fuß zur Pagode gelaufen, nicht viel aber hier wo niemand viel läuft kommen auch mir 1,5 Kilometer schon viel vor, bei einer Temperatur die leicht um die 35 Grad liegt, doch wie Meist will ich es lieber nicht genau wissen. Das Thermometer auf der kleinen Terrasse blieb unbetrachtet als ich mich auf den Weg zum Wat machte. Die Toten am einen Ende des Podestes und die Lebenden am Anderen. Die Angehörigen haben eine weitere Spende gemacht, damit die Urnen hier im Wohnhaus der Mönche sein können. Vier grellbunte Buddhastatuen schauen auf den, der vor den Urnen kniet. Zwei armdicke Kerzen brennen und eine Nonne kommt kurz herein, schwatzt mit den Mönchen, strahlt mich an und dann geht sie zu den durchsichtigen kleinen Stupas und betet. Neben den Urnen steht eine Flasche Wasser, manche sind voll manche beinahe leer. Fotografien der Verstorbenen sind an die Rückwand der Glasstupas geklebt, ein Polizist in Uniform, ein Beamter im schwarzen Anzug, die Porträts sehen aus als hätte sie man direkt aus den Büros der beiden Männer geholt, die jetzt tot sind und an den Bürowänden nun andere Porträts von Männern hängen die jetzt wichtig sind und jetzt leben. Den Mönchen kommt es sicher nicht seltsam vor mit fremden Toten unter einem Dach zu leben. Es ist Teil ihrer Dienstleistung, sie beten dort am Ende des Podestes und die Angehörigen haben der Pagode eine Spende zukommen lassen. 03. Mai 2007
Wie jede Hauptstadt in Entwicklungsländern, ist Phnom Penh nicht Kambodscha. Wenn man durch die Hauptstadt geht, dann spiegelt sich etwas wieder, doch diese Spiegelung ist zu gering um auf das ganze Land zu schließen. Nach Kambodscha kommen die Touristen um Angkor Wat zu sehen, eine nicht unerhebliche Zahl reist auch nach Phnom Penh und Sihanoukville. Doch der Mainstream sieht Angkor Wat und das war es. Dennoch erliegen Touristen diesem Trugschluss. Sie glauben sie waren in Kambodscha, wenn sie Angkor Wat gesehen haben, ein bisschen Phnom Penh und bevor man nach Hause fliegt, mit all diesen wundervollen Fotos, noch Sihanoukville. Wer es wirklich ernst meint, der besucht Toul Sleng und die Killing Fields, in Phnom Penh. Meist bringt der Besucher Hintergrundinformation mit!
Es hat etwas von einer Pflicht, die nach dem Genuss von Angkor Wat und den freundlichen Menschen, gezahlt werden muss. Eine Spurensuche, die versucht Gesehenes mit der kambodschanischen Geschichte zu vereinen. Wie konnte das große Angkorreich im Nichts versinken und wie konnte es Jahrhunderte später einen Pol Pot hervorbringen? Was ist Kambodscha heute?
19. Mai 2007
Auf einer handgemalten Blechtafel bittet ein Waldgeist darum, die besondere Stille des Ortes zu achten und die Geister nicht zu stören. An dieser Stelle ist der Wasserfall der über 20 Meter in die Tiefe fällt noch nicht zu hören. Nach einem Kilometer Fußmarsch durch Wald und Bambushaine rauscht es erst ganz leise, dann immer vernehmlicher. Als die Bäume den ersten Blick auf den Wasserfall frei geben, erscheint er in der Tat wie ein magischer Ort und das hier immer noch die guten Geister des Waldes zu Hause sind, die Mensch und Tier beschützen, glaube ich gerne. Bild vergößern 17. Mai 2007
Nur selten können Alt und Neu nebeneinander existieren. Das Alte hat in Kambodscha keinen Wert. Auf dem Russen Markt kann man antiken Schmuck kaufen, der Preis berechnet sich nach dem Gold oder Silber Gewicht und der Gewinnspanne des Händlers.
Auf dem Tempelgelände wird das Alte abgerissen bevor das Neue gebaut wird.
So blieb der schöne alte Turmbau, der in seiner Form den Stupas gleicht erhalten. In den Stupas der Pagoden und auf den Reisfeldern, werden die sterblichen Überreste nach der buddhistischen Verbrennungszeremonie bewahrt.
25. Mai 2007
Dicht nebeneinander liegen sie und scheinen zu schlafen. Ihre Hände sind grau vom Staub des Beton, ihre Muskeln glänzen vor Feuchtigkeit, gerundete, schöne Muskeln. Nicht im Studio trainiert, sondern auf der Strasse, auf jeder Baustelle die Arbeiter einstellt. Jetzt liegen sie vor den Glastüren des neuen Einkaufszentrums, im Parkhaus, das das Alte und neue Einkaufszentrum miteinander verbindet. Mittagspause, der Vorarbeiter steht untätig herum und weiß nicht was er tun soll, neben die Männer legen wird er sich nicht. An den Dösenden und Schlafenden gehen die Parkhauswächter vorbei, an ihren Händen hängen schwere Einkaufstaschen, auf denen das Logo des Supermarktes gedruckt ist. Hinter ihnen gehen die Besitzer der Plastiktüten, sie haben an der Kasse bezahlt. Für seine Dienste bekommt der Wächter ein bis dreihundert Riel. Gelangweilt verfolgen die dösenden Arbeiter die Prozession der Konsumgüter, die auf Augenhöhe an ihnen vorbei getragen werden. Man sieht ihnen nicht an was sie denken und man selbst denkt an die Summe die man eben an der Kasse bezahlt hat, ein Monatsgehalt dieser Arbeiter und Morgen, spätestens Übermorgen muss man wieder einkaufen gehen. Das Kambodscha Tagebuch macht Sommerpause.
29. August 2007
Kurz nach dem ich dieses Foto, im Oktober 2006 gemacht habe, war der Buddha aus dem Schaufenster verschwunden. Ein Engländer der in Bangkok lebt hatte ihn gekauft. Gestern bin ich ihm wieder begegnet. In einer frisch renovierten Wohnung, saß er auf dem schwarz weiß gefliesten Fußboden, in einem leeren Zimmer. Die Wohnung befindet sich im vierten Stock eines Eckhauses, gegenüber der Uferpromenade des Tonle Sap. Das enge Treppenhaus in dem es nach Urin und Pizza riecht, in dem ich mitten am Tag in der Dunkelheit verschwand, gab mich beim betreten der Wohnung wieder frei, an das Licht und die reine Ordnung, die eine Wohnung hat, die nur noch auf die Bücher und Möbel des neuen Besitzers wartet. Von dort oben sieht man bis hinaus auf den Mekong, der in der Ferne an Phnom Penh vorbei zieht. Jetzt ist es Abend und ich sitze auf der Dachterrasse und denke an andere Buddha Statuen die ich in den elf Jahren in Süd Ost Asien gesehen habe. Immer sah ich in ihnen etwas Lebendiges. Manchmal war es mir als sehe ich den Menschen der die Statue geschaffen hat, während seiner Arbeit, wie er ungeachtet der Hitze, den im Schoß ruhenden Händen ihre endgültige Form gibt, oder auf einer Bambusleiter steht, die am Arm des Buddhas lehnt und die langen Ohrläppchen bearbeitet. Die Buddhastatuen die ich am Schönsten fand waren oft jene die nicht perfekt waren, bei denen die Nase zu lang und der Körper zu plump geraten war. Wenn sie ein Gesicht hatten dem man ansah, dass die Fähigkeit des Künstlers, das Erhabene des Buddhas darzustellen, nicht ausreichte. In Vientiane habe ich monatelang das entstehen eines Buddhas verfolgt. Immer wieder bin ich am Abend kurz vor der Dämmerung, oder in der Hitze des frühen Nachmittages, vorbei gefahren. Das Lächeln dieses Buddhas schien irgendwann mir zu gelten und ich habe es auch später nie versäumt, wenn ich an der Pagode vorbei gefahren bin, zurück zu lächeln. Man kann den Buddha von der Straße aus sehen und heute fällt sein Lächeln auf die Autos und Mopeds die an der Mauer der Pagode vorbei fahren auf dem Weg zur Freundschaftsbrücke, die Laos mit Thailand verbindet. 04. September 2007
Das Endspiel der Jugendliga fand am letzten Samstag, im Olympia Stadion in Phnom Penh, zwischen Thailand (rote Trikots) und Laos (weiße Trikots) statt. Die laotische Mannschaft hat es bis ins Endspiel geschafft. Ihr gehörte auch die Sympathie des überwiegend kambodschanischen Publikums. Die drei Tore der thailändischen Mannschaft fielen bereits in der ersten Hälfte.
Die beiden laotischen Tore fielen in der zweiten Halbzeit.
31. Oktober 2007
Das Flötenspiel trägt der Wind in den dritten Stock, hinweg über die Sitzgarnitur auf der Dachterrasse, durch das Moskitonetz in der schmiedeeisernen verzierten Tür und findet mich am Schreibtisch sitzend, arbeitend. Die Töne der Bambusflöte zaubern ein Lächeln auf mein Gesicht und ich denke an grüne Reisfelder, weiße Rinder und dunkle Wasserbüffel die träge und zufrieden, dass Stroh der letzten Ernte kauen, während in sattem Grün um sie herum die neue Ernte heranreift.
02. November 2007
Die Stadt hat sich fein gemacht, für die Ankunft von Kim Yong II, gestern in Phnom Penh. Kurz vor Sonnenuntergang wurden die roten Teppiche am Unabhängigkeitsdenkmal aufgerollt. Die Kambodschanische und Nord Koreanischen Fahnen wehen noch im Wind, bis Kim Yong II Abreise. Am Abend wurde ein Handelsabkommen unterzeichnet. Kambodscha sieht sich selbt als Brücke zwischen Nord und Süd Korea. Kem Sokha, Präsident der Partei für Menschenrechte, fürchtet dass das Ansehen Kambodschas in der Weltöffentlichkeit schaden nehmen könnte, durch eine zu enge Verbindung mit Nord Korea.
Long Live the Peoples Democratic Republic of Korea! 16. November 2007
In der Straße ist heute unglaublich viel los. In der Zuckerpalme meiner Nachbarn, klettert ein Mann. Er erntet den Palmsaft. Zwei Häuser weiter nehmen Verwandte, Arbeitskollegen und Freunde Abschied für immer von einem aus ihrer Mitte. Die Feierlichkeiten die der buddhistchen Verbrennung voraus gehen dauern in der Regel drei Tage. Der Sprechgesang der Mönche wird durch eine Mikrophon verstärkt und wechselt sich ab mit klassischer Khmer Musik. Sieben Tage nach der Verbrennung lädt die Familie – wenn sie genug Geld hat – noch einmal zum Essen ein. Und ich kann von oben in die Kochtöpfe schauen. Vorhersage für das Wetter in Phnom Penh Diese Seite wird unregelmäßig aktualisiert! Aktuelle Einträge finden sich im: phnompenh.blogg.de |
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