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Kambodscha Tagebuch

14. Januar 2007
Als R. K. am 31. Dezember mit seiner Maschine den Bokor hinauf fuhr, ahnte er sicher nicht das ich einen Tag zuvor in einem Militärpritschenwagen den selben Weg gefahren war.
Auf der Holzpritsche wurden meinen Mitreisenden und ich gnadenlos hin und her geworfen, die Meisten standen schließlich, zwei Stunden in Talfahrtstellung auf imaginären Skiern.

Die Silvesterparty am nächsten Abend wollten wir vermeiden, im letzten Jahr war es zu einer Schießerei gekommen. Deshalb war eine Silvesterparty in diesem Jahr offiziell verboten worden, zumindest ging so das Gerücht. Die Kambodschaner hielten sich nicht daran und auch Exparts mit ihren Familien in Minbusen und mit allem ausgerüstet was eine Party braucht, erreichten das Plateau als wir ins Tal fuhren.

Wir hatten unseren eigenen DJ und ein Haus am Kampong Bay Fluss. Wir könnten in das neue Jahr hinein schwimmen, in die Schwärze des Flusses tauchen und von der Flussmitte aus auf die bunten Lichter am Ufer blicken und das unbeschwerte Stimmenkonzert „unserer Silvesterparty“ auf uns wirken lassen.

So ähnlich haben wir dann auch unser Silvester verbracht …

22. Januar 2007
In Phnom Penh ist vielen Menschen die Straße das einzige zu Hause. Alles was sie besitzen dient während des Shlafes als Kopfkissen, denn das Leben auf der Straße ist hart und hier wird einem auch noch das Wenige genommen das man besitzt.
Auf der Straße werden Kinder groß und betteln, weil die Eltern und junge Erwachsene nichts von den Touristen bekommen, sind die Kinder die einzigen die das wenige verdienen mit dem eine Familie auskommen muss.

29. Januar 2007
Strassenhändlerin in Phnom Penh balanciert ihren Laden auf dem KopfEs ist ein kleiner Unterschied, aber einer der sofort auffällt: In Kambodscha tragen die Kambodschanerinnen ihre Waren auf dem Kopf. Sie balancieren teilweise 8 bis 10 Kilo auf ihrem Kopf, dass spüren sie am Abend im Rücken, in der Nackenmuskulatur dennoch gehen sie mir ihren Kopfläden umher als mache es ihnen nichts aus.
Was sie unter die Menschen tragen ist für den Hunger zwischendurch, der kleine Snack, Gegrilltes oder Obst.
In Laos habe ich dergleichen nie gesehen.
In Kambodscha trifft man die Frauen mit ihren Kopfläden überall, sie sind jung oder alt und manchmal sind sie noch Kinder, kerzengerade und traumtänzerisch.

Sie geht aufrecht und verdient ihr eigenes Geld.
Sie geht aufrecht und besitzt nicht viel.

31. Januar 2007
Kambodscha Land der Akrobaten und Erfinder

Transport auf dem Moped in Phnom Penh500.000 angemeldete Mopeds gibt es in Phnom Penh. Dem gegenüber stehen 2.000 Führerscheine. Fahrrad fahren gilt als verpönt, wer kann fährt motorisiert. Das fehlen einer Fahrerlaubnis bedeutet nicht dass die Fahrer ihr Fahrzeuge nicht beherrschen, es bedeutet lediglich das sie die Regeln nicht kennen. Vorfahrt innerhalb des Kreisverkehres, rechts vor links, um nur einige zu nennen, ist den Fahrern fremd.
Ihre Fahrzeuge jedoch beherrschen sie. Selbst unter schwierigen Bedingungen, man stelle sich die Veränderung der Fahrzeugführung nur vor, die der Fahrtwind der auf die Scheibe drückt verursacht – der Fahrer beherrscht die Anpassung an die neuen Verhältnisse.

In Kambodscha wird ein Moped schnell zum Kleintransporter. Da wird angebaut und umgebaut, geschweißt oder nur vorübergehend zum leichten Abbau. Da gibt es Busanhänger - ein Holzkarren mit Sitzbänken, auf denen bis zu 30 Passagiere sitzen können, das Zugmittel ist ein Motorrad.
Gestelle für Schweine oder Gasflaschen, dem Erfindungsreichtum der Kambodschaner sind kaum Grenzen gesetzt.

Um Erfindungen ganz anderer Art geht es bei der Reyum Ausstellung nahe des National Museums. Plastikflaschen zu Mangopflückern umgebaut, kunstvolle Fahnen aus Stoffresten für die Pagoden, Windspiele aus Getränkedosen - dagegen wirken die Schuhe aus Autoreifen wie ein alter Hut.
Viele dieser Erfindungen sind mir schon bei meinen Reisen durch das Land begegnet, dass besondere dieser Ausstellung ist sie an einem einzigen Ort zu sehen, so offenbart sich erst das ganze Ausmaß der Findigkeit.

02. Februar 2007
Kinder in Kambodscha - 001

Mädchen aus Takeo

Im Jahre 2002 begann ich eine Postkarten Serie an meine Nichte in Deutschland. Die Serie heißt: „Kinder in Laos“ und die Postkarten werden seit dem fortlaufend nummeriert.
Inzwischen lebe ich nicht mehr in Laos und die Kinder in Laos Postkarten kommen aus Kambodscha.
Gestern schrieb ich die 88. Postkarte nach Bad Godesberg.
Immer noch sind es Postkarten aus Laos, die 2005 in meinem Gepäck mit nach Kambodscha reisten und dank Klaus, habe ich nun genügend Postkarten um die Hundert voll zu machen. Mein Postkarten Vorrat schwand und er brachte mir im Dezember neue Postkarten aus Laos mit.

Das Mädchen auf dem Foto ließ sich von mir in Takeo fotografieren.

07. Februar 2007
Post aus Phnom Penh

Schon lange habe ich keine Postkarte mehr geschrieben und die “Kinder in Kambodscha” Postkarten Serie ist so gut angekommen, dass ich mich wieder an die Postkarte vom Hotel Cambodiana in Phnom Penh erinnert habe, die ich meinen Lesern schon so lange schreiben wollte…

Gestern Abend waren Annette und ich bei der Fotografin Doris Böttcher, wir haben ihre Bilder und das Gespräch mit ihr sehr genossen. Zur Zeit bereitete sie eine Ausstellung ihrer Fotos in Siem Reap vor.
Zu zweit saßen Annette und ich dann kurz vor Mitternacht auf dem Motodup und fuhren nach Hause.
Unser Fahrer hatte viel zu erzählen, leider verstanden wir durch den Fahrtwind nicht alles, trotzdem haben wir viel gelacht.

12. Feburar 2007
Stillstehende Zeit

Schuhe vor der Türe des Abtes von Wat Botum

Montagmorgen in Phnom Penh – Drei Geschäftsleute haben eine Privataudienz beim Abt. Nach Landessitte ziehen sie ihre Schuhe vor der Schwelle aus, bevor sie die Empfangshalle des Abtes betreten. Zwei junge Mönche schließen die großen Flügeltüren geräuschlos aber endgültig, die Welt wir ausgeschlossen. Zurück bleiben die Schuhe mit den schwarzen Socken – Sitte aus einem anderen Land.

14. Februar 2007
Für Hunde verboten

Der schwarze Hummer ist verkauft, für 116.000 Euro.
Zurück blieben Lexus, Mercedes und BMW.
Vor 19 Monaten konnte man bei dem Autohändler auf dem Monivong Boulevard noch gebrauchte Toyota Camry kaufen, danach sucht man jetzt vergebens.

Phnom Penh streckt sich.
Seit Ende Januar dürfen Hunde nicht mehr in die öffentlichen Parks. Letzten Freitag informierten Parkwächter mit Megaphonen die Menschen, kaum jemand hatte einen Hund dabei. Auch an der Uferpromenade des Bassac Flusses.
Hier riecht es wie auf einer Bahnhofstoilette, es sind nicht die Hunde, sondern die Menschen.

Sie leben auf der Straße. Viele von ihnen sind aus den Provinzen gekommen um zu betteln oder in der Hoffnung Arbeit zu finden. Für sie ist Phnom Penh Hoffnung, die schnell endet. Zurück bleibt, wer nicht mehr zurück kann.
Öffentliche Toiletten gibt es lächerlich wenig. Und wenn sind sie erstaunlich sauber, denn sie dienen den Menschen, die auf der Strasse leben, als Badezimmer und Waschsalon, seine Notdurft verrichtet man woanders.

Auch die Motodupfahrer, die einen für einen Dollar überallhin fahren, müssen mal und tun es an Haus- und Tempelmauern, Grünstreifen und den Seitenstrassen rund um das Nationalmuseum – kurz überall, so unauffällig es eben geht.

Auch der Fahrer des großen Mannes verspürt zwischen den Fahrten vom Friseur (die Ehefrau), zur Schule (das Kind) und den großen Mann von Meeting A zu Meeting B fahrend ein Bedürfnis – und tut es, während er wieder einmal wartet.

Einen Hummer fährt man natürlich selbst!

15. Februar 2007
Strecke von Sisophon nach Poipet

Gebäude des Hauptbahnhof in Phom Penh Hauptbahnhof in Phnom Penh von Monivong Boulevard aus

Die Strecke Sisophon nach Poipet wird wieder hergestellt. Als sich die Khmer Rouge nach 1979 in dieses Gebiet zurückzogen, zerstörten sie die Verbindung der kambodschanischen Eisenbahn nach Thailand.
Die 106 Kilometer lange Strecke wird mit 4,2 Tonnen Schienen wieder befahrbar.
Das gesamte Projekt wird mit 2,8 Millionen USD von der der Regierung in Malaysia finanziert.
Es werden also auch weiterhin Züge in Kambodscha fahren.
Gespräche über einen Ausbau des Schienennetzes haben im letzten Jahr statt gefunden. An diesem Gespräch haben auch Vertreter der laotischen Regierung teilgenommen.

16. Februar 2006

Musiker vor Ta Phrom Tempel musiziert auf einem kambodschanischen Xylophon

42 Kilometer von Phnom Penh an der Nationalstraße Nr. 2, befindet sich der Tempel Ta Phrom, nicht weit vom See (Tonle) Bati entfernt. Er wurde in der Regierungszeit von Jayavarman VII. (1181 - 1218) erbaut.
Die Musik des jungen Musikers schwebt über der Tempelanlage und ist so zeitlos wie der Tempel selbst.

Samstag, 17. Februar 2007
Rückblick: Reise nach Kambodscha ( Juli und August 2003 )

Unsere Reise nach Kambodscha führte uns zunächst für einige Tage nach Bangkok.
Die geplanten Tage in Bangkok wurden durch den Verlust meiner Handtasche und Lars’ Portemonnaie verlängert. In meiner Handtasche befanden sich mein Reisepass und ein Timer, der viel genutzt und seit Jahren ein täglicher Begleiter, bis heute schmerzlich von mir vermisst wird. Auch Lars’ Reisepass und unsere Führerscheine sind den Dieben in die Hände gefallen.
Ein Loblied auf das Handy folgt sogleich: Lange haben wir uns gegen diese Anschaffung zur Wehr gesetzt. Wir müssen nicht immer und überall erreichbar sein! In Bangkok hat es sich jedoch sehr bewährt, so konnten wir Lars’ Kreditkarten gleich sperren.
Leider vergaßen wir die American Expresskarte, die in Asien ohnehin nicht sehr hilfreich ist. Noch am gleichen Tag wurde jedoch ein Einkauf für 22. 000 Baht (etwa 500 Euro) getätigt. Die Karte wurde von uns einen Tag später erst gesperrt.
Die deutsche Botschaft hat uns nach Rücksprache mit der Botschaft in Vientiane (in der wir gut bekannt sind) innerhalb von wenigen Stunden einen Ersatzpass ausgestellt.

Ein wenig zauderten wir noch, ohne Führerscheine unsere Reise nach Kambodscha fortzusetzen.
Geld hatten wir da ich noch im Besitz meiner Kreditkarten war. Zum Glück war meine Portemonnaie nicht in der Handtasche, sonst wäre an diesem grauen Tag unsere Reise ohnehin schon vor Beginn beendet gewesen.
So konnten wir unsere Reise fortsetzen.

Die kambodschanischen Grenzbeamten waren sehr hilfreich, auch wenn sie erst in Phnom Penh anrufen mussten, welche Formalitäten für die Einreise unseres Autos zu treffen seien. Ich durfte die Provinz Koh Kong nicht mit dem Auto verlassen, was ich versprach. So durften wir also erst einmal weiterfahren und ein Hotel suchen.
Wenig darauf machte sich Lars mit dem Taxi auf den Weg, um die Papiere in Phnom Penh abzuholen.
48 Stunden später verließen wir Koh Kong und unsere Reise begann.
In Sihanoukville verbrachten wir drei Tage am Strand.

In Phnom Penh erfuhren wir von Freunden, dass mit Unruhen nach den Präsidentschaftswahlen erst eine Woche nach der Wahl zu rechnen sei und das diese sich höchst wahrscheinlich auf Phnom Penh beschränken würden.
So genossen wir Phnom Penh. Es gäbe viel zu erzählen.

Erwähnen möchte ich nur den Besuch der Tuol Svay Prey High School (Toul Sleng oder S 21).
1975 wurden sie von Pol Pot in ein Gefängnis umgewandelt und ist als solches in heutigen Tagen zu besichtigen. Es gibt nicht viel zu sehen, doch das wenige hat mich tief berührt und betroffen gemacht. Ich habe nicht alle Räume besucht, ich habe die Schicksale der Menschen (Frauen, Kinder, Männer, Alte und Junge, Schwangere die hier entbinden mussten), nicht ertragen.

Wie grausam war es für die Menschen, deren Blut hier verschüttet wurde. Gehalten wie Tiere. Sie konnten sich nicht entziehen, keine Minute. Wie lang sind ein Tag und eine Nacht, wenn sie in Minuten verstreichen? Wenn man jede einzelne davon fürchten muss, verhört zu werden?
Den Souvenirshop am Ende des Rundgangs empfand ich als Beleidigung für all die Menschen, die von hieraus in andere Lager abtransportiert wurden, hier gelitten hatten, gefoltert wurden und grausam starben.

Auf dem Weg nach Siam Reap besuchten wir Entwicklungshelfer des DED, die uns freundlich in ihrem Haus als Gäste begrüßten.
In Siam Reap angekommen, leisteten wir uns den Luxus und übernachten fünf Nächte im Pan Sea Hotel. Für Angkor Wat kauften wir ein Dreitagesticket und holten jeden Morgen unseren Führer ab, der uns kenntnisreich die Besonderheiten der Tempel von Angkor erklärte.
Überrascht erfuhren wir an dem Tag, als wir unsere Tickets für die nächsten Tage kauften, dass wir um 17 Uhr in die Tempelstadt fahren durften, auch wenn die Tickets erst für den nächsten Tag galten. Dass ließen wir uns nicht zwei Mal sagen.
So fuhren wir mit dem Auto in die Tempelstadt. Als wir durch das Südtor fuhren, blieb mir die Luft weg, ein Schauer, den mir keine Zärtlichkeit entlocken könnte. Ich fühlte mich im tiefsten Inneren berührt. Wenig später hatten wir unseren ersten Sonnenuntergang erklettert, jeder Schritt traf Geschichte.

Angkor Wat ist sicher vieler Worte wert, es ist unglaublich und ich hoffe, eines Tages wieder dorthin zurückkehren zu dürfen. Der Luxus, mit dem eigenen Auto in Angkorstadt zu fahren, ist sicher vergänglich. Ich kann mir das Chaos zukünftiger Tage vorstellen, wenn sich Autoschlangen unter ehrenvoll gealterten Bäumen, vorbei an Monumenten vergangener Hochkultur, mühsam voranwälzen.

Wir verließen Siam Reap am 21. August 2003. Nach vielen Stunden Autofahrt erreichten wir Bangkok gegen 22 Uhr.

Am 23. August gegen Mittag fuhren wir nach Hause. Wir brauchten etwa sieben Stunden von Bangkok bis Vientiane/Laos.
Lisa begrüßte uns mit vier neuen Hundebabys. Die Welpen waren schon 3 Wochen alt und alle unter dem Bett des Nachtwächters zur Welt gekommen.
Sie erobern schon auf ihren wackeligen Beinchen den Garten.
Und Lisa ganz die gelassene, erfahrene Mutter - es war ihr dritter Wurf.

Mehr aus Jahren in Laos

19. Februar 2007

Im Nationalmuseum in Phnom Penh ist das fotografieren der Asstellungsstücke leider verboten. Lediglich im wunderschönen Garten des Museums, der wie ein Juwel von der viereckigen Grundform der Gebäude eingefasst wird, ist das fotografieren erlaubt.

Der Ausstellungskatalog des Museums ist vor kurzem neu überarbeitet worden, dennoch sind immer noch nicht alle Ausstellungsstücke darin vertreten. Cover des Ausstellungskataloges: Angkor - Göttliches Erbe Kambodschas Der Katalog zur derzeitigen Ausstellung: "Angkor – Göttliches Erbe Kambodschas", die zurzeit in Bonn zu sehen ist, wäre hier in Phnom Penh ein Buch, das ich mehr als willkommen heißen würde. Zumal ich die Ausstellungsstücke, die jetzt in Bonn sind bereits vermisse wie vertraute Menschen. Ein Wiedersehen mit ihnen wäre sehr schön.
Dr. Wibke Lobo, Leiterin des Fachreferates für Südostasien, im Ethnologischen Museum Berlin, hat den Ausstellungskatalog geschrieben. Ihr wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die Kunst von Angkor. Wie gerne würde ich ihre Ausführungen und Hintergrundinformationen lesen.
Der Ausstellungskatalog kostet Euro 59,-

Zitat aus der Rezension von Regina Karolyi bei Amazon:
Dieses Buch als Bildband zu bezeichnen, würde ihm sicher nicht gerecht, denn obwohl zahlreiche schöne und hochwertige Aufnahmen in ihm enthalten sind, sollte man sich die interessanten Texte der einzelnen Kapitel nicht entgehen lassen, die Kambodschas Kunst- und Kulturgeschichte von den ersten datierbaren Siedlungsanfängen um 4.000 v. Chr. bis hin in die heutige Zeit schildern.

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Dieser Artikel beruht auf dem Katalog "Angkor et dix siècles d'art khmer". Galeries nationales du Grand Palais, Paris, 31. Januar bis 26. Mai 1997;
Zitat: Den Namen Kambodscha verbinden noch heute viele Menschen zuerst mit dem Steinzeitkommunismus der Roten Khmer und erst danach mit der tausendjährigen Kunst und Geschichte der Khmer. Bereits 1997 versuchte die damalige kambodschanische Regierung die Kultur des Landes mit einer herausragenden Ausstellung im Pariser Grand Palais in den Vordergrund zu rücken.

"Angkor et dix siècles d'art khmer" dokumentierte den tausendjährigen, eigenständigen kulturellen Beitrag Kambodschas zum Welterbe der Menschheit. Seit dem Zweiten Weltkrieg war in Paris keine bedeutende Ausstellung zur Kunst der Khmer mehr organisiert worden. Im Grand Palais wurden erstmals über 110 Skulpturen, Bronzen und Hochreliefs chronologisch geordnet präsentiert, die aus den zwei weltweit bedeutendsten Museen für die Kunst von Angkor stammten:
Dem Kambodschanischen Nationalmuseum in Phnom-Penh und dem Pariser Musée Guimet, das damals wegen Renovierungsarbeiten vorübergehend geschlossen war.

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21. Februar 2007
Kinder in Kambodscha - 002

Kinder in Ta Phrom

Diese Mädchen traf ich im Ta Phrom Tempel. Sie beobachteten alles was ich tat sehr genau und mit großer Neugier. Ich war an einem Sonntagnachmittag dort und sie hatten keine Schule.

Die Lotusblüten und Räucherstäbchen für diesen Tag hatten sie alle schon an Touristen und Kambodschaner, die die Tempelruine aus der Angkorzeit besuchten, verkauft.
Bald würden sie nach Hause gehen. Fotografie aus Laos und Kambodscha

Sonntag den 25. Februar 2007
Architektour Tour im Phnom Penh Stadtteil Toul Kork

Häuser und Villen aus den 60er Jahren, inklusive der vom kambodschanischen Star Architekten Vann Molyvann (* 1926) entworfenen hundert Häuser.
Der Architekt Vann Molyvann verstand es die Häuser so zu bauen, dass sie stetzt gut durchlüftet waren und die Temperatur in den Häusern angenehm blieb. Dies gilt für die Hundert Häuser in gleicher bauweise in Toul Kork, als auch für so große Bauprojekte wie das Olympia Stadion (1968), Chaktomuk Theater und eine katholische Kirche in Sihanoukville, um nur einige Beispiel zu nennen.

Als die hundert Häuser übergeben wurden, gab es keinen Zaun auf dem Glände und die Bewohner konnten sich zwischen den Grundstücken ungehindert bewegen.
Erinnerungen an die Kommunen der westlichen 60iger und 70iger Jahre-Bewegungen drängen sich auf.
Die Häuser wurden für die Angestellten der Nationalbank gebaut.
Die Führung findet in Toul Kork statt.
Treffpunkt ist in Phnom Penh im Expart Wohnviertel der Stadt.

Weiterführende Informationen zu diesen Touren:
www.ka-tours.org/

Die nächste Tour findet am Sonntag den 25. März statt.
Eine Führung in und um das Nationalrheater in Phnom Penh. Fotografien kambodschanischen Architektur der 60iger Jahre.

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01. März 2007
Die einzige Motodupfahrerin in Phnom Penh

Ihre Augen blitzen lustig hinter den runden Sonnenbrillengläsern, man sieht ihrem Gesicht an das sie gerne lacht, auch wenn ihr Leben nicht einfach ist.
Seit vier Jahren fährt sie Motodup* um ihre beiden Söhne, eine Schwester und ihre Mutter durch zu bringen. Das Haus in dem sie alle leben kostet 40 USD im Monat, in einem Land wie Kambodscha in dem ein Lehrer 30 USD im Monat verdient, ist das sehr viel Geld.
Von dem täglichen Schulgeld ihres Ältesten erhält auch der Lehrer jeden Tag seinen Beitrag, von seinem staatlichen Gehalt kann er nicht leben.

Chanthorn bevorzugt eine bestimmte Straße in der sie auf ihre Kunden wartet, dort kennen sie ihre Kollegen und haben sie als eine der ihren akzeptiert. Auch in dem kleinen kambodschanischen Restaurant, kennt man sie gut. Hier wird das Essen in gebrannten Tonkübeln zubereitet und das ganze Restaurant ist schwarz vom Feuerrauch vieler Jahre.
Hier bekommt sie eine billige Mahlzeit und kann die Toilette benutzen.
Anders als ihre Kollegen kann sie sich als Frau nicht an eine Hauswand drücken.

Wenn ein Fahrgast sie bittet auf ihn am Ziel zu warten, weil er mit ihr auch wieder zurück fahren will, dann wird Chanthorn von den Motodupfahrern die sie nicht kennen neugierig beobachtet. Sie lassen sich nichts anmerken, dennoch sind sie erstaunt das dies wirklich eine Frau ist die Motodup fährt. In manchen dieser Gesichter ist neben der Neugier aber auch Missbilligung zu lesen.
Eine Frau soll kein Motodup fahren.

Ihr zu Hause ist auf der Landzunge zwischen den beiden Flüssen Tonle Basac und Mekong. Einen Laden könnte sie hier nicht aufmachen, zu wenig Kunden. Das ändert sich zwar am Wochenende wenn die Phom Pehner hier ihre Picknicks abhalten und alles in den mobilen Küchen kaufen – die Plätze sind längst vergeben und als Neue kommt man nicht in den Kreis der Händlerinnen.

Als sie mit ihrem zweiten Kind schwanger ist verlässt ihr Mann sie.
Chanthorn wurde was sie ist: Die einzige Frau die Motodup fährt!
* Motodup = Kleines Motorrad das Taxidienste übernimmt.
Kontakt bitte per e-Mail erfragen

5. März 2007
Gestern hat er noch laufen gelernt …

Mein Nachbar fährt die fünf Meter von seinem Haus mit dem Moped. Damit der Kleine – gerade 18 Monate alt – Spaß hat. Seine kleinen Ärmchen liegen vorn auf dem Lenker, über dem Tachometer, der wahrscheinlich abgeklemmt ist und sein schwarzes Haar steht kerzengerade nach oben, ein leichter Wind bewegt es.

Kein Wunder das schon die Schulkinder der Grundschule motorisiert die kurzen Wege fahren. Sie lernen es mit 18 Monaten, vorne sitzend, die Hände auf dem Lenker und wenn Mama oder Papa es erlauben – und daran denken – darf auch mal geblinkt werden.

Papa kauft den billigen klaren Kambodschanischen Reisschnaps, ohne Wurzeln und Kräuter.
Der Kleine lacht mich an und ich habe das Gefühl das er weiß wer ich bin.
Papa hat um 17 Uhr eine Fahne die die drei Meter zwischen uns mühelos überwindet.
Der Schnaps wird in die mitgebrachte Plastikflasche umgefüllt, früher war mal ein Viertelliter Trinkwasser drin.

6. März 2007
Post aus Kambodscha - 004

Cambodia - Sihanoukville - Independent Beach

Durch den Moskitodraht weht der Geruch von verbranntem Plastik bis zu mir an den Schreibtisch. Der Standventilator dreht sich langsam hin und her und beschreibt einen Halbkreis. Gegenüber, hinter den Häusern meiner Nachbarn auf der anderen Strassenseite, haben die Schüler Pause und ihre Rufe klingen zu mir hoch.

Das Thermometer zeigt 34 Grad, unten auf der kleinen Terrasse.
Noch keine Anzeichen des zu erwartenden Mangoregens.
Vor zwei Tagen schaute ich vom Küchenfenster in den Mangobaum der davor steht, ein Vogel landete dort, den Schnabel offen auch als er wieder weiter flog.
Seit dem steht eine Vogeltränke auf der Dachterrasse, sie nisten im Dach mehrer Familienclans.

Seltsam irgendwie erinnert mich das an meine Tante Anna in Deutschland bestimmt füttert sie, wie in jedem Winter, auch in diesem die Vögel.
Vielleicht auch nicht mehr, weil die Winter längst nicht mehr so sind wie in meinen erinnerten Kindertagen, als ich ihr dabei zusah wie sie die Käseränder von unserem gemeinsamen Frühstück, in winzige Würfel schnitt und sie auf die Fensterbank legte.

15. März 2007
Donnerstag – Dengue-Fieber

Am Mittwoch war der Test positiv.
Leider auch bei Silvan (5 Jahre). Jetzt haben also von fünf Familienmitgliedern drei Dengue-Fieber. Seit Sonntag ist meine Temperatur nicht mehr über 39 °C hinaus geklettert. Meine Hände jucken vom rötlichen Hautausschlag und auch andere Stellen an die ich nicht heran komme.
Die roten Blutplättchen sind noch in ausreichender Zahl vorhanden.
Silvan hat bei all dem noch Lust zu spielen und sein Fieber ist nicht hoch.
Bei Marcel sind die weißen Blutkörperchen zum Angriff übergegangen, dass dürfte bei Silvan und mir heute geschehen.

Morgen müssen wir alle drei wieder zur Blutuntersuchung.

22. März 2007

Die Postkarten für die Gewinner des ersten Phnom Penh Tagebuch Preisausschreibens sind gekauft. Der alte Mann der uns auch sonst meist durch die Stadt fährt, hat Silvan und mich auch diesmal durch die Stadt gefahren. Beinahe eine klassisch schöne Tour.
Wie immer sind Silvan und ich zu Fuß zu unserem Markt gegangen und schon von weitem hatte der alte Mann uns erspäht und zum Zeichen das wir mit ihm fahren wollen nickte ich ihm zu. Bevor Silvan noch in das Cyclo steigen konnte, flog er schon in den armen des Mannes einmal durch die Luft.

Die Rue de Pasteur fuhren wir hoch, vorbei an den Gebäuden von UNDP und den Zeitungsständen wo Chea Vichea der Gewerkschaftsführer 2004 erschossen wurde.
Am Wat Lanka die Löwen leuchteten wieder in der Sonne und zeigten ihr strahlendes gelb, bei diesem Licht entstand das Foto des Jungen das inzwischen eines meiner Lieblingsbilder ist. Es muss zur selben Stunde gewesen sein.

Einmal halb um das Unabhängigkeits Denkmal herum, dass hier als Prototyp steht und in jeder Provinzhauptstadt eine Kopie dieses Monuments stehen sollte. Der Sandstein der Phnom Penh Ausgabe des Monuments, stammt aus dem selben Steinbruch wie Angor Wat. Es wurde nach Plänen des kambodschanischen Architekten Vann Molivan gebaut.

Mit dem Cyclo durch Phnom Penh fahren um Postkarten zu kaufen, dass ist eine ganz besondere Unternehmung.
Die schönsten Postkarten bekommt man im Monument Book Shop und auch die beste Auswahl an Büchern. Silvan und ich können stundenlang in den Regalen stöbern.
Drei Drehständer Postkarten, überwiegend Angkor Wat, immer noch die Ikone des Landes. Fotografiert von Chan Dara, Thierry Diwo und anderen Fotografen.

Die alte Naga Brücke, die vor dem Wat Phnom über einen Kanal führte, ist wieder aufgebaut und wird eingeweiht. Deshalb konnten wir Gestern nicht auf das Wat Phnom zufahren, sondern fuhren entgegen der Einbahnstrasse an der neuen amerikanischen Botschaft vorbei.

Im Sunway Hotel findet eine Tagung der GTZ und der Mekong River Kommission statt, drei Tage, das verkündet ein Banner quer über dem Eingang. Vorbei am Finanzministerium und durch den vernachlässigten Park zur National Bibliothek. Das Gebäude ist auch ohne Park beeindruckend. Aus dem Park wurde ein Parkplatz und Lexus und Co. können ihn einfach nicht ersetzen.

Immerhin hat der Wiederaufbau der Naga Brücke über den nicht mehr vorhanden Kanal gezeigt, dass man daran denkt die Stadt zu verschönern. 1964 war Phnom Penh immerhin die Perle Asiens.

14. April 2007
Ein frohes neues Jahr!

Kambodscha feiert das neue Jahr und wir feiern mit. Es sind Silvestertage, bis einschließlich Montag.
Heute sind die Straßen wie ausgestorben, nur ganz wenig Verkehr und 50 km/h kommt mir vor als rase ich durch die Straßen Phnom Penhs. Der Stadtverkehr pendelt zwischen 10 und 30 km/h. Die vorgeschriebene Richtgeschwindigkeit in den Städten beträgt 30 km/h, also halten sich die Verkehrsteilnehmer an die Straßenverkehrsordnung.

Nein so kann man das nicht sagen. Dies gilt in den Silvestertagen ganz besonders.
Die Ampeln werden fast ganz ignoriert, man fährt auch bei rot munter weiter und ist da nicht etwas daran, weiter zu fahren, wenn auf der Spur die grün hat gar kein Fahrzeug steht? Die Autofahrer bleiben stehen und warten bis es fast grün ist.

Unser Freund der im Supermarkt arbeitet hat zwei Tage frei. Rith kommt aus Takeo und fährt nach Hause um mit seinen Freunden und der Familie zu feiern. Theoretisch hat er Urlaubstage, aber um seinen Silvesterbesuch zu verlängern kann er sie nicht nutzen.
Wann er seinen Urlaub hat teilt ihm die Geschäftsleitung mit, auch der Aufstieg in das Marketing Büro ändert daran nichts.

In der Allee mit den uralten Bäumen stehen drei Kinder und werfen kleine glasklare Plastiktüten auf die vorbei fahrenden Autos, sie platzen auf und das glücksbringende Wasser, dass alles Schlechte aus dem alten Jahr abwäscht, läuft die Motorhaube runter und bleibt auf der Straße als kleine Pfütze zurück, im Schatten der Bäume, der sich großzügig über die Hitze legt, wirkt die Pfütze schwarz.

Viele Hütten in meiner Straße sind fest verschlossen, kein Waschpulver, Öl, Bonbons, Zigaretten, Haarschampo und Toilettenpapier in kleinen Portionstütchen zu kaufen. Meine Nachbarn haben ihre Läden geschlossen. Sie sind in ihre Heimatprovinzen gefahren um Silvester zu feiern, drei Tage lang.

Heute Morgen haben sich Autoschlangen in zwei, drei und wenn nötig auch Viererreihen aus der Stadt gedrängt.
Am Flughafen warteten ganze Familien auf die ankommenden Flugzeuge, vor freudiger Aufregung war die Luft wie elektrisiert.

Happy-new-year - Frohes neues Jahr – Sursrei Chnam Thmei -

Anzeige von M Phone in The Cambodia Daily
Anzeige von M Phone in The Cambodia Daily

16. April 2007
Wir schreiben das Jahr 2551

Seit 6 Uhr 30 kommen die Menschen zum Wat Lanka, eine der vielen Pagoden in Phnom Penh. Sie bringen Speisen, Blumen, Räucherstäbchen und Bündelweise neue knisterte 100 oder 500 Riel Scheine. Sie kommen in Autos oder auf Motorrädern.
Leicht passt eine ganze kambodschanische Familie auf ein einziges Moped.

Kambodschanerinnen am Wat Lanka
Jeder trägt die beste Kleidung und den Goldschmuck. Die Frauen in bestickten eng anliegenden weißen Blusen die Oberkörper und Taille betonen, darunter der gewebte Rock, zu einem schicken Schlauch gefaltet, der vordere Teil doppelt gelegt, betont die Figur der schlanken Kambodschanerin.

Die Mönche tragen was sie immer tragen, ein orangefarbenes Tuch, geschickt zu einem Gewand geformt, das an eine griechische Toga erinnert. Darunter tragen sie einen orange oder rostroten Wams, darin verbirgt sich oft ein Mobiltelefon, in einer kleinen Tasche, die wie für dieses moderne Kommunikationsinstrument wie geschaffen zu sein scheint, gleich neben dem Herzen. Auch ein Kuli und etwas Papier findet sich unter dem Gewand der Mönche.

Am Haupteingang sitzen einige Bettlerinnen. Mütter mit Kleinkindern und alte Frauen. Überall Rauch und der aromatische Geruch der Räucherstäbchen. Über allem schwebt der Singsang der Mönche, der von einem der Nebengebäude aus den Lautsprechern kommt und über dem Platz hängt, wie ein einziges langes Gebet von vielen Stimmen gesprochen.

Die Kinder vor dem Haupttempel verdienen heute etwas Geld. Sie passen auf die Schuhe derer auf, die in den Tempel gehen und ihre Wünsche und Hoffnungen für das neue Jahr zu Buddha bringen. 100 oder 200 Riel pro Schuhpaar.

Mädchen am Wat Lanka in Phnom Penh

Die Mutter des Mädchens ist die Frau, die mit einem schlafenden Kleinkind im Arm, zwischen den alten Frauen am Haupttor sitzt. Sie kommt herüber und das Mädchen gibt ihr das Geld das sie bisher verdient hat, stolz darauf so viel zu verdienen und etwas zum Unterhalt der Familie beitragen zu können.
Die Mutter ist stolz auf ihr großes Mädchen.

Die großen Festtage sind es auch für die Ärmsten der Armen Kambodschas, an diesen wenigen Tagen im Jahr werden sie nicht übersehen. Ganz besonders gilt dies für das kambodschanische Neujahrsfest, dass Heute zu Ende geht.

22. April 2007
Mit fremden Toten

Wir sitzen auf einem Podest, am anderen Ende stehen die kleinen Stupas und Tontöpfe unter Glastürzen, die meist ebenfalls die emporstrebende Stupaform haben. In den Töpfen, das was übrig bleibt von einem Menschen der verbrannt wurde.

Über uns befinden sich die Schlafräume der beiden Mönche mit denen ich auf der Matte sitze.
Eine schwarze Holztreppe führt nach oben, dass Geländer ist ein wenig schief. Mönch Chuon Pov scherzt, dass ihm eines Tages die Decke auf den Kopf fällt, sie hat schon viele Risse.

Für das Wohnhaus Nummer 4 ist ein Mönch verantwortlich, der sehr ruhig wirkt. Er rollt die Matten zusammen, die vor dem Podest auf dem wir sitzen liegen. Gegen meinen Besuch im Wohnhaus hat er nichts, er freut sich über mein Hier sein. Eine Schale mit Obst wird vor mich hingestellt und von einem Laden an der Straße kommen vier kleine Wasserflaschen. Ich schäme mich ein bisschen, denn ich weiß dass die Mönche meist nicht viel Geld haben, dass Obst haben Gläubige in die Pagode gebracht und es ist ein Geschenk das sie weiter schenken.

Ich trinke eine Flasche Wasser, den ganzen Weg bin ich zu Fuß zur Pagode gelaufen, nicht viel aber hier wo niemand viel läuft kommen auch mir 1,5 Kilometer schon viel vor, bei einer Temperatur die leicht um die 35 Grad liegt, doch wie Meist will ich es lieber nicht genau wissen. Das Thermometer auf der kleinen Terrasse blieb unbetrachtet als ich mich auf den Weg zum Wat machte.

Die Toten am einen Ende des Podestes und die Lebenden am Anderen. Die Angehörigen haben eine weitere Spende gemacht, damit die Urnen hier im Wohnhaus der Mönche sein können. Vier grellbunte Buddhastatuen schauen auf den, der vor den Urnen kniet. Zwei armdicke Kerzen brennen und eine Nonne kommt kurz herein, schwatzt mit den Mönchen, strahlt mich an und dann geht sie zu den durchsichtigen kleinen Stupas und betet.

Neben den Urnen steht eine Flasche Wasser, manche sind voll manche beinahe leer. Fotografien der Verstorbenen sind an die Rückwand der Glasstupas geklebt, ein Polizist in Uniform, ein Beamter im schwarzen Anzug, die Porträts sehen aus als hätte sie man direkt aus den Büros der beiden Männer geholt, die jetzt tot sind und an den Bürowänden nun andere Porträts von Männern hängen die jetzt wichtig sind und jetzt leben.

Den Mönchen kommt es sicher nicht seltsam vor mit fremden Toten unter einem Dach zu leben. Es ist Teil ihrer Dienstleistung, sie beten dort am Ende des Podestes und die Angehörigen haben der Pagode eine Spende zukommen lassen.

03. Mai 2007
Phnom Penh ist nicht Kambodscha

Wie jede Hauptstadt in Entwicklungsländern, ist Phnom Penh nicht Kambodscha. Wenn man durch die Hauptstadt geht, dann spiegelt sich etwas wieder, doch diese Spiegelung ist zu gering um auf das ganze Land zu schließen.

Nach Kambodscha kommen die Touristen um Angkor Wat zu sehen, eine nicht unerhebliche Zahl reist auch nach Phnom Penh und Sihanoukville. Doch der Mainstream sieht Angkor Wat und das war es. Dennoch erliegen Touristen diesem Trugschluss. Sie glauben sie waren in Kambodscha, wenn sie Angkor Wat gesehen haben, ein bisschen Phnom Penh und bevor man nach Hause fliegt, mit all diesen wundervollen Fotos, noch Sihanoukville.

Wer es wirklich ernst meint, der besucht Toul Sleng und die Killing Fields, in Phnom Penh. Meist bringt der Besucher Hintergrundinformation mit!
Aber was ist es, was der Tourist in seinem wohlverdienten Jahresurlaub, dort sucht?
Man sollte doch meinen, dass er Erholung und Entspannung sucht, beides findet man in Toul Sleng und den Killing Fields nicht!

Es hat etwas von einer Pflicht, die nach dem Genuss von Angkor Wat und den freundlichen Menschen, gezahlt werden muss. Eine Spurensuche, die versucht Gesehenes mit der kambodschanischen Geschichte zu vereinen. Wie konnte das große Angkorreich im Nichts versinken und wie konnte es Jahrhunderte später einen Pol Pot hervorbringen?

Was ist Kambodscha heute?
Diese Frage reist im Gepäck unbemerkt mit nach Hause. Sie materialisiert sich erst zu Hause, wenn man die Fotos betrachtet, dass Reisetagebuch liest und Freunden von der Reise in dieses Land erzählt. Die Gesichter auf den Fotos, man weiß mehr als man in Worte fassen kann.

Junge auf dem Land

19. Mai 2007
Please respect the forest spirits

Auf einer handgemalten Blechtafel bittet ein Waldgeist darum, die besondere Stille des Ortes zu achten und die Geister nicht zu stören. An dieser Stelle ist der Wasserfall der über 20 Meter in die Tiefe fällt noch nicht zu hören.

Nach einem Kilometer Fußmarsch durch Wald und Bambushaine rauscht es erst ganz leise, dann immer vernehmlicher. Als die Bäume den ersten Blick auf den Wasserfall frei geben, erscheint er in der Tat wie ein magischer Ort und das hier immer noch die guten Geister des Waldes zu Hause sind, die Mensch und Tier beschützen, glaube ich gerne.

Waldgeist in Kambodscha
Bild vergößern

17. Mai 2007
In den Tempeln von Kambodscha

Nur selten können Alt und Neu nebeneinander existieren. Das Alte hat in Kambodscha keinen Wert. Auf dem Russen Markt kann man antiken Schmuck kaufen, der Preis berechnet sich nach dem Gold oder Silber Gewicht und der Gewinnspanne des Händlers.
Das Alter eines Schmuckstücks wird nicht in Riel oder Dollar umgerechnet.

Auf dem Tempelgelände wird das Alte abgerissen bevor das Neue gebaut wird.
Manchmal geschieht es, dass es stehen bleibt, wenn auch aus den „falschen Gründen“. In diesem Tempel, in der Nähe der Kunstakademie, hat das Geld möglicherweise nicht für den Bau des Buddhaschreins und eines neuen Wohnhauses für die Mönche gereicht.

So blieb der schöne alte Turmbau, der in seiner Form den Stupas gleicht erhalten. In den Stupas der Pagoden und auf den Reisfeldern, werden die sterblichen Überreste nach der buddhistischen Verbrennungszeremonie bewahrt.
An den Fenstern hingen orange Stoffbahnen, die verhinderten das die Sonne die kleinen Kammern unerträglich aufheizt.

Alte (Hintergrund) und neue Tempelbauten. Wat nahe des National Museums

25. Mai 2007
Mit Gegensätzen leben

Dicht nebeneinander liegen sie und scheinen zu schlafen. Ihre Hände sind grau vom Staub des Beton, ihre Muskeln glänzen vor Feuchtigkeit, gerundete, schöne Muskeln. Nicht im Studio trainiert, sondern auf der Strasse, auf jeder Baustelle die Arbeiter einstellt.

Jetzt liegen sie vor den Glastüren des neuen Einkaufszentrums, im Parkhaus, das das Alte und neue Einkaufszentrum miteinander verbindet. Mittagspause, der Vorarbeiter steht untätig herum und weiß nicht was er tun soll, neben die Männer legen wird er sich nicht.

An den Dösenden und Schlafenden gehen die Parkhauswächter vorbei, an ihren Händen hängen schwere Einkaufstaschen, auf denen das Logo des Supermarktes gedruckt ist. Hinter ihnen gehen die Besitzer der Plastiktüten, sie haben an der Kasse bezahlt. Für seine Dienste bekommt der Wächter ein bis dreihundert Riel.

Gelangweilt verfolgen die dösenden Arbeiter die Prozession der Konsumgüter, die auf Augenhöhe an ihnen vorbei getragen werden. Man sieht ihnen nicht an was sie denken und man selbst denkt an die Summe die man eben an der Kasse bezahlt hat, ein Monatsgehalt dieser Arbeiter und Morgen, spätestens Übermorgen muss man wieder einkaufen gehen.

Das Kambodscha Tagebuch macht Sommerpause.
Ich reise nach drei Jahren in Süd Ost Asien, nach Deutschland und mache Urlaub. Bonn, Bad Münstereifel, Heidelberg und Hirschhorn, werden meine Ziele sein. Der geneigte Leser mag seine Zeit im Archiv, oder in der Galerie verbringen.
Im Augsut bin ich wieder zurück in Kambodscha und schreibe weiter.

29. August 2007
Phnom Penh

Kurz nach dem ich dieses Foto,

Buddha im Schaufenster

im Oktober 2006 gemacht habe, war der Buddha aus dem Schaufenster verschwunden. Ein Engländer der in Bangkok lebt hatte ihn gekauft.

Gestern bin ich ihm wieder begegnet. In einer frisch renovierten Wohnung, saß er auf dem schwarz weiß gefliesten Fußboden, in einem leeren Zimmer.

Die Wohnung befindet sich im vierten Stock eines Eckhauses, gegenüber der Uferpromenade des Tonle Sap. Das enge Treppenhaus in dem es nach Urin und Pizza riecht, in dem ich mitten am Tag in der Dunkelheit verschwand, gab mich beim betreten der Wohnung wieder frei, an das Licht und die reine Ordnung, die eine Wohnung hat, die nur noch auf die Bücher und Möbel des neuen Besitzers wartet. Von dort oben sieht man bis hinaus auf den Mekong, der in der Ferne an Phnom Penh vorbei zieht.

Jetzt ist es Abend und ich sitze auf der Dachterrasse und denke an andere Buddha Statuen die ich in den elf Jahren in Süd Ost Asien gesehen habe. Immer sah ich in ihnen etwas Lebendiges. Manchmal war es mir als sehe ich den Menschen der die Statue geschaffen hat, während seiner Arbeit, wie er ungeachtet der Hitze, den im Schoß ruhenden Händen ihre endgültige Form gibt, oder auf einer Bambusleiter steht, die am Arm des Buddhas lehnt und die langen Ohrläppchen bearbeitet.

Die Buddhastatuen die ich am Schönsten fand waren oft jene die nicht perfekt waren, bei denen die Nase zu lang und der Körper zu plump geraten war. Wenn sie ein Gesicht hatten dem man ansah, dass die Fähigkeit des Künstlers, das Erhabene des Buddhas darzustellen, nicht ausreichte.

Buddhagemälde in Vientiane, Laos

In Vientiane habe ich monatelang das entstehen eines Buddhas verfolgt. Immer wieder bin ich am Abend kurz vor der Dämmerung, oder in der Hitze des frühen Nachmittages, vorbei gefahren. Das Lächeln dieses Buddhas schien irgendwann mir zu gelten und ich habe es auch später nie versäumt, wenn ich an der Pagode vorbei gefahren bin, zurück zu lächeln.

Man kann den Buddha von der Straße aus sehen und heute fällt sein Lächeln auf die Autos und Mopeds die an der Mauer der Pagode vorbei fahren auf dem Weg zur Freundschaftsbrücke, die Laos mit Thailand verbindet.

04. September 2007
AFF 17 Youth Championship – Endspiel Thailand gegen Laos Asean Football Federations Under 17 Championship

Laos in Weiß und Thailand in Rot Thailand in Rot und Laos in Weiß

Das Endspiel der Jugendliga fand am letzten Samstag, im Olympia Stadion in Phnom Penh, zwischen Thailand (rote Trikots) und Laos (weiße Trikots) statt. Die laotische Mannschaft hat es bis ins Endspiel geschafft. Ihr gehörte auch die Sympathie des überwiegend kambodschanischen Publikums.

Fußballfans im Olmpia Stadion

Die drei Tore der thailändischen Mannschaft fielen bereits in der ersten Hälfte.
Die laotische Mannschaft machte gleich zu Begin des Spieles gute Vorlagen, scheiterten jedoch an der Ausführung, kurz vor dem Tor.

Die beiden laotischen Tore fielen in der zweiten Halbzeit.
Das Spiel endete fast regenfrei 3 zu 2, für Thailand.
Thailand belegte den 1. Platz, Laos den 2. Platz und Vietnam den 3. Platz.
Länder wie Kambodscha, Malaysia, Brunei, Indonesien und Myanmar waren vorher ausgeschieden.

31. Oktober 2007
Der Flötenspieler in meiner Straße

Das Flötenspiel trägt der Wind in den dritten Stock, hinweg über die Sitzgarnitur auf der Dachterrasse, durch das Moskitonetz in der schmiedeeisernen verzierten Tür und findet mich am Schreibtisch sitzend, arbeitend. Die Töne der Bambusflöte zaubern ein Lächeln auf mein Gesicht und ich denke an grüne Reisfelder, weiße Rinder und dunkle Wasserbüffel die träge und zufrieden, dass Stroh der letzten Ernte kauen, während in sattem Grün um sie herum die neue Ernte heranreift.
Langsam komme ich zurück auf meinen Stuhl und der Blick füllt sich wieder mit den tatsächlichen Bildern vor mir. Bildschirm, Tastatur und ein Berg von Unterlagen neben mir.
Ich weiß der Flötenspieler ist blind, langsam wandert seine Musik die Straße hinauf, bleibt stehen an einem Punkt und wandert ein Stück weiter, geführt von einem Jungen, der wahrscheinlich der Enkel des Flötenspielers ist.
Hoffend auf ein paar Riel für seine Musik, die aus der Vergangenheit kommt und sich im Aussterben befindet.
Ich schicke Aja mit 1.000 Riel hinter dem Flötenspieler her. Sie erreicht ihn und gibt dem Jungen das Geld der den Rielschein in eine abgenutzte Tasche steckt, die an den Schultern des alten Mannes herab hängt. Dieser spielt unbeirrt weiter.
Ich habe von oben zugesehen und kehre an meinen Schreibtisch zurück.
Langsam verschwinden die Töne aus der Luft.

02. November 2007
Nord Koreas Premierminister Kim Yong II zu Gast in Phnom Penh

Die Stadt hat sich fein gemacht, für die Ankunft von Kim Yong II, gestern in Phnom Penh. Kurz vor Sonnenuntergang wurden die roten Teppiche am Unabhängigkeitsdenkmal aufgerollt. Die Kambodschanische und Nord Koreanischen Fahnen wehen noch im Wind, bis Kim Yong II Abreise.

Am Abend wurde ein Handelsabkommen unterzeichnet. Kambodscha sieht sich selbt als Brücke zwischen Nord und Süd Korea. Kem Sokha, Präsident der Partei für Menschenrechte, fürchtet dass das Ansehen Kambodschas in der Weltöffentlichkeit schaden nehmen könnte, durch eine zu enge Verbindung mit Nord Korea.
Diese Verbindung hat Tradition in Kambodscha, auch Ex-König Norodom Sihanouk unterhält, seit Jahren, enge Beziehungen zu Nord Korea.

Zuckerpalme in Phnom Penh, eines der Wahrzeichen Kambodschas.
Long Live the Peoples Democratic Republic of Korea!

16. November 2007
Ein Tag in Phnom Penh

In der Straße ist heute unglaublich viel los. In der Zuckerpalme meiner Nachbarn, klettert ein Mann. Er erntet den Palmsaft.

Zuckerpalme in Phnom Penh, eines der Wahrzeichen Kambodschas.

Zwei Häuser weiter nehmen Verwandte, Arbeitskollegen und Freunde Abschied für immer von einem aus ihrer Mitte. Die Feierlichkeiten die der buddhistchen Verbrennung voraus gehen dauern in der Regel drei Tage. Der Sprechgesang der Mönche wird durch eine Mikrophon verstärkt und wechselt sich ab mit klassischer Khmer Musik. Sieben Tage nach der Verbrennung lädt die Familie – wenn sie genug Geld hat – noch einmal zum Essen ein.

Partyzelte für Hochzeiten und Beerdigungen

Und ich kann von oben in die Kochtöpfe schauen.

Vorhersage für das Wetter in Phnom Penh



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